Die Desillusionierung des grünen Milleus.

Hach, was war das schön als wir noch Wahlkampfzeiten hatten und der Minnegesang der Grünen das Volk versuchte zu verzaubern. Da wurde ein Bild von einer Welt gezeichnet in der man fried- und respektvoll miteinander umgehen würde, man Energie aus der Natur gewinnen könnte, der ÖPNV und die eMobilität alle Menschen auf klimaneutrale Weise verbinden würde. Reihenweise waren die Massen elektrisiert von einer grünen Kandidatin die darin aufging die Welt grün einzufärben und von einer Wende im Land zu sprechen. Leider haben viele Naivlinge diesen Quatsch bereitwillig geglaubt. Jetzt nach der Landtagswahl im Saarland haben erste Grünenwähler einen Strich gezogen und damit ein deutliches Zeichen gesetzt.

 

Gleich zu Beginn der Legislaturperiode hat sich dieses Geschwätz selbst entzaubert. Der Einstand der Regierung lief gleich mal unter dem Schatten der Afghanistankrise. Deutschland sah zu wie die Amerikaner das Land verließen und sich die Taliban in kürzester Zeit das Land wieder einverleibt haben. Bei dieser Krise hat sich die deutsche Regierung schon massiv blamiert. Aber das ließ sich auch mit Habecks Entscheidung bestimmte Klimamaßnahmen beim Hausbau nicht mehr zu fördern, nahtlos fortsetzen. Was nun mit dem Ukrainekrieg aber deutlich wurde ist, das Grünes Wunschdenken in der Realpolitik keinen Platz hat.  Nichts von dem was die Grünen bislang als ihre Wende propagiert haben, ist in der aktuellen Lage in der sich die Welt befindet in irgendeiner Weise zu gebrauchen. In einem globalen Konflikt ist keinem mit Gendersternchen, Debatten über Kulturelle Aneignung, Klimazielen, Corona-Masken und anderem Firlefanz gedient. In Zeiten wie diesen zeigt sich nur zu deutlich, dass Menschen Probleme brauchen, und wenn sie keine haben schaffen sie sich welche. Ich will damit sagen, dass wir Jahrzehnte lang total naiv im Schlaraffenland gelebt haben. Wir hatten schlichtweg keine elementaren Probleme, weshalb wir uns Luxusprobleme geschaffen haben. Nun erleben wir eine Zäsur sondergleichen.

 

Die Wahrheit ist nämlich, dass wir immer elementare Probleme hatten, wir haben sie nur ausgeblendet. Wer war so naiv zu glauben, dass Russland nach dem Fall der UDSSR plötzlich ein handzahmer Staat wäre? Wer hatte geglaubt, dass Deutschland sich für immer aus allen globalen Konflikten heraushalten könnte? Wer dachte, dass dies ein Land ist, das der Welt als Vorbild dienen könnte und alle so sein wollen wir wir? Fakt ist, dass die Bedrohung gegen Deutschland und die EU stets real war. Menschen und Politiker die dies schon vor Jahrzehnten angesprochen hatten, wurden als reaktionär und rückwärtsgewandt bezeichnet. Man tat so als hätten diese Menschen den Puls der Zeit verpasst und lebten in einer vergangenen Epoche. Aktuell zeigt uns diese Krise, dass Krieg immer Teil unseres menschlichen Wesen bleiben wird. Um Krieg zu führen braucht es nämlich kein kriegerisches Volk. Wir haben es im dritten Reich gesehen, und wir sehen es auch jetzt: es reicht ein Mann, den sich niemand traut einzubremsen. Und seien wir ehrlich, aktuell drohen unsere Politiker in einem Satz mit drastischen Maßnahmen und schließen direkt im nächsten Satz ein militärisches Eingreifen aus. Absurder kann man sich kaum verhalten. Realpolitikern war immer klar, dass diese Gefahren reelle Bedrohungsszenarien sind auf die auch Deutschland vorbereitet sein musste – und zwar zu jeder Zeit. Aber wir fühlten uns hier wie eine Zivilisation der nächsten Ebene. Wir glaubten wir wären dem Jemen, Israel, Syrien, Afghanistan und vielen afrikanischen Staaten weit voraus und wären aus der kriegerischen Epoche der Menscheitsgeschichte herausgewachsen – weiterentwickelt. Leider zeigt uns ein Blick zurück, dass es keine kriegerische Epoche gibt. Wir haben nämlich immer Krieg geführt. Die gesamte Menscheitsgeschichte ist eine Epoche des Kriegs. Wer meint ich irre, der zeige mir eine Zeit in unserer Geschichte wo wir in Frieden gelebt haben. Es offenbart sich, dass Pazifismus ein Schlaflied ist, dass sich die modernen europäischen Wohlstandsmilleus selbst gesungen haben, weil sie an eine friedvolle Welt glauben wollten. Die Welt war aber nie friedlich und wird es auch niemals werden. Deswegen war es naiv die Bundeswehr kaputt zu sparen, die Rüstungsindustrie zu verteufeln und auf politischer Ebene stets nur diplomatisch agieren zu wollen.

 

Was wir aktuell sehen, ist dass die SPD zu Realpolitik nicht in der Lage ist. Deren Zurückhaltung ist in meinen Augen geradezu verstörend. Was wir aber auch sehen, ist, dass grüne Politiker um einiges aktiver sind, als die der SPD. Baerbock und Habeck werden allseits für ihr Engagement und ihr Agieren gelobt. Aber ein Großteil scheint zu übersehen, dass die Politik der beiden, so gut ankommt, weil sie eben NICHT Grün ist. Eigentlich agieren sie genauso wie CDU Politker es stets getan haben. Diese Regierung, der auch die Grünen angehören, hat den größten Rüstungshaushalt freigegeben seit dem Dritten Reich, soviel zum Thema Pazifismus. Ein Rüstungshaushalt den die CDU immer gerne auch freigegeben hätte, es aber nie konnte, weil dies von links stets blockiert wurde. Jetzt brüstet sich diese Riege der Blockierer plötzlich damit essentielle Veränderung herbeigeführt zu haben. Dass sie dafür verantwortlich sind, dass dieser monströse Rüstungshaushalt überhaupt erst nötig wurde, das wird sowohl von der Ampel als auch von vielen Wählern geflissentlich ignoriert; müsste man damit doch seine eigene Fehleinschätzung eingestehen.

 

Dass die Grünen aktuell eine Politik machen, die im Prinzip genau das Gegenteil dessen ist, was man vorher versprochen hat, das merkt nun auch so mancher Grünenwähler. Da reicht es auch nicht, dass die Parteivorsitzenden mit Beschwichtigungsversuchen die Notwendigkeit dafür in der aktuellen Krise suchen. Aber wie gesagt, wir haben keine "aktuelle" Ukrainekrise. Das ist kein Ausnahmezustand, das war immer Realität. Dieser Konflikt wird nur aktuell deutlicher als je zuvor, weil auch die Grünen bereits 2014 die Schwere dieser Situation falsch eingeschätzt haben. Es war eben bei der Annexion der Krim bereits klar wie ernst diese Situation ist. Nur ein Naivling konnte glauben, dass dies nur ein zeitlich begrenztes Phänomen ist. Putin ist eben Putin; Erdogan ist Erdogan; Lukaschenko ist Lukaschenko, Xi Jinping, Kim, Assad, Taliban, IS, wenn soll ich noch alles aufzählen um deutlich zum machen, dass nicht jeder Mensch auf dieser Erde an Frieden interessiert ist? Es wird also klar, dass Grüne Politik nicht nur aktuell nicht funktioniert, sondern niemals funktionieren wird, weil das nicht in unserem Wesen liegt.

 

Im Saarland haben die Grünen nun so massiv verloren, dass klar wird, viele Grünenwähler fühlen sich hinters Licht geführt. Man hat als Anhänger der Grünen den Kriegsdienst verweigert, ist jahrelang auf Klimademos mitmarschiert, hat sich ein eAuto gekauft, heizt sein Haus mit Wärmepumpe. Man hat seinen Teil zur Erzählung der Grünen geleistet. Und jetzt muss man zusehen wie die Grünen so manche Förderung für Klimaneutrales Bauen streichen, den größten Wehretat sein 80 Jahren freigeben, Gas in Katar kaufen und diverse Gedankenspiele zur Verlängerung der Laufzeit der AKWs führen, deren Ausgang die Grünen vermutlich wenig beeinflussen können. Das Ankommen in der Wirklichkeit bedeutet für dieses Milleu den Rückbau allen Geschwätzes der letzten 30 Jahre. Wäre ich Grünenwähler, könnte ich mich kaum verratener fühlen, und wäre ich Saarländer hätte ich gestern mein Kreuz definitiv nicht mehr bei Grun gesetzt. Und offensichtlich ging es gestern vielen so.

 

Es war einfach verdammt leicht, aus der Opposition heraus von Klimazielen und Menschenrechten zu faseln, während die Groko dabei war Brandherde in der ganzen Welt zu löschen. Der Reality-Check, dass die Grünen aktuell schwarze Politik machen, ist für mich zwar besser als dieser Grüne Quatsch, dennoch hätte ich Schwarze Politik gerne vom Original und nicht von einem billigen Abziehbild. Aber Bearbock hatte mit dem Gerede von einem Wandel und einem Neuanfang tatsächlich recht: für die Bundeswehr wird es ein wunderbarer Neuanfang werden, soviel steht wohl fest. Und wer hätte gedacht, dass der angekündigte Wandel gerade bei den Grünen zu einem vollig anderen Kurs führen und dort am deutlichsten sichtbar würde? Tja, so spielt das Leben.

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