Heute bricht unser grüner Wirtschaftsminister nach Katar auf um uns dort von Russland unabhängig zu machen. Erneut zeigt die Ampel, dass sie weder erwachsen geworden, noch zu einem vollständig zu Ende gedachten Gedanken fähig ist. Traurig.
Hoffnungsvoll stellt sich Robert Habeck vor die Presse und schwadroniert vor seinem Abflug davon, dass er Deutschland, begleitet von einer Wirtschaftsdelegation, von russischem Gas unabhängig machen will. Die von den Grünen als untauglich befundene Wasserstoff-Technologie wird jetzt plötzlich als Zukunftstechnolgie gehandelt, die mit Gas aus dem Orient überbrückt werden soll. Man fragt sich welches komische Licht hier gerade draufscheinen muss, damit sich die Farben Grün und Schwarz so zum verwechseln ähneln. Hier werden die Ideale der Gutmenschen nämlich nicht mit echten Fakten untermauert, um dem Bürger reinen Wein einzuschenken, sondern lediglich alte Fehler wiederholt. Deutschland wird nicht müde sich stets "solidarisch" mit der Ukraine zu erklären und sieht in Putin einen Kriegsverbrecher, dem man den Geldhahn zudrehen möchte. Das ist viel Blah Blah bei dem uns aber keiner sagt, dass es dafür nur zwei Szenarien gibt:
Entweder: Wir bleiben in unseren warmen und komfortablen deutschen Wohnblasen weiter Heuchler und suchen nach einer schnellen scheinheiligen Lösung, die weiterhin bequem verbirgt, dass unser Wohlstand für viele andere in der Welt bedeutet, dass sie ein Leben unterhalb unseres Standard leben müssen.
Oder: Wir blicken endlich ehrlich in den Spiegel und geben zu, dass wir uns unseren geliebten Wohlstand bislang auf eine Art erkauft haben, den wir uns moralisch weder leisten wollten noch konnten.
Das Entweder mal genauer betrachtet.
Kurz gedacht und extrem schlecht reflektiert verlangen Stimmen vorschnell unser Gas nicht bei den Russen zu kaufen. Man solle Putins Kriegskasse austrocknen in dem man die Gasankäufe sofort beendet. Aber fragt man sich in gleichem Atemzug, warum wir Deutschen unser Gas überhaupt bei den Russen kaufen? Russland war schließlich zu keiner Zeit ein Land, dass wir als eine Demokratie gesehen haben, die über jeden Zweifel gewesen wäre. Warum also basieren wir unsere Energieversorgung überhaupt auf russische Ressourcen?
Anscheinend haben wir bereits im Kollektiv vergessen, dass die Saudis vor einigen Jahren den Journalisten Kashoggi in der türkischen Botschaft ermordet haben und deshalb Geschäftsbeziehungen mit Saudi Arabien "'unmöglich" wurden? Sind Frauenrechte in arabischen Staaten, plötzlich nicht mehr so dringlich wie sie es noch vor 5 Jahren waren? Und ich frage ganz deutlich: ist in Hinblick auf Habecks heutige Geschäftsreise schon vergessen, dass die Fußball WM in Katar bereits seit Jahren in der Kritik steht, weil es dort eben mit den Menschenrechten nicht so bestellt ist, wie das unseren Werten entspricht? Somit wird klar, mit Habecks Vorhaben tauschen wir lediglich den einen Fehler gegen einen anderen ein. Mir scheint vorprogrammiert, dass wir in den nächsten Jahren uns dafür kritisieren lassen müssen, Energiedeals mit arabischen Staaten gemacht zu haben – aktuelle Not in der Ukrainekrise hin oder her. Aber es ist wieder einmal so, dass das aktuelle, in den Medien kolportierte Bild, schwerer wiegt als unser Geschwätz von gestern. Warum also kaufen wir unsere Energie nicht gleich in Afghanistan ein? Immernhin ist die brutale Rückeroberung des Landes durch die Taliban doch schon lange genug her um vergessen zu haben, wie unmoralisch wir unsere afghanischen Verbündeten im Stich gelassen haben. Da kräht doch eh kein Hahn mehr danach.
Letzendlich geht es bei dieser Lösung nur darum nicht an unserem Wohlstand zu kratzen. Das wichtigste ist, den Leuten die am lautesten schreien, wir sollten mir der Ukraine solidarisch sein, Menschenrechte achten, klimabewusst agieren und auf unsere Heiligsprechung hinarbeiten, nicht klarmachen zu müssen, dass genau diese Wünsche nicht umsetzbar sind, ohne massiven Verzicht von unserer Seite. Unseren ungezügelten Konsum haben schon immer andere bezahlen müssen!
Das bringt mich zum Oder.
Wenn wir nicht solche unglaublichen Heuchler wären, dann würden wir uns jetzt eingestehen, dass die Deals mit Russland keine guten Deals waren, sondern lediglich ein, zu dem Zeitpunkt, der Öffentlichkeit verkaufbares Übel. Ein moralisch einwandfreies Geschäft war das zu keiner Zeit, das dachten nur die jenigen Politiker die ihre Politik stets mit dem Kopf im eigenen Arsch gemacht haben.
Näher an der Wahrheit ist, dass wir Jahrzehntelang in einer europäischen Nachkriegs-Traumwelt gelebt haben in der wir auf eine Art und Weise gehandelt haben, die weder anständig noch angebracht war. Und aus dieser Nachkriegs-Traumwelt wurde jetzt eine Kriegsrealität und das macht uns Westeuropäern eine Scheissangst. So sehr, dass wir in unserer ideologisierten Gesellschaft glauben, dass wir mit einer 100€ Spende echtes Leid lindern könnten. Aber Fakt ist, wir hätten über Jahrzehnte einfach nicht so zügellos konsumieren dürfen. Darüber täuscht auch nicht hinweg, dass wir uns jetzt für vier Wodchen mal an die Bahnhöfe stellen und ukrainische Kinder mit Teddybären begrüßen. Wir hätten besser nie so maßlos werden dürfen wie wir es aktuell sind. Die Wahrheit wäre auch, dass die elementare Veränderung hauptsächlich bei uns erfolgen muss. Wahr ist einfach dass, beispielsweise Fleisch nie zu einem inflationär verkauften Massenprodukt hätte werden dürfen. Dass nicht jeder Haushalt drei Autos braucht. Dass man über TV-Sendungen den Menschen nie einreden hätte dürfen, dass Kleidung nicht etwas is das wärmen und schützen soll, sondern jede Saison topmodisch sein muss. All diese Sperenzchen haben andere Länder für uns erwirtschaftet und zu großen Teilen auch bezahlt. Während wir hier für Blumenwiesen für die Bienen gekämpft haben, hat die Ukraine unseren Weizen angebaut. Läuft doch.
Folglich ist die Wahrheit, dass JETZT ein ehrlich gemeintes Umschwenken der Deutschen mit massivem Verzicht einher gehen müsste. Man müsste konsequenter Weise den Kauf russischen Gases sofort beenden, und eben NICHT durch ein Umschwenken auf andere zweifelhafte Staaten kompensieren. Wir müssen einsehen, dass unsere größte Furcht ist, im Winter in unseren Wohlstandsbuden nicht auf wohlige 25°C zu kommen, während wir ausblenden, dass in der Ukraine viele nicht mal mehr alle vier Wände haben um sie überhaupt beheizen zu können. Diese deutsche Wohlstands-Furcht mit den aktuell fundamentalen Ängsten eines Ukrainers auf eine Stufe zu stellen ist in sich schon eine Verleugnung der Tatsachen.
Es geht also nur darum wieviel wir (jeder Einzelne von uns) bereit sind selbst aufzugeben um es anderen zu geben. Nicht, dass ich jetzt alle Deutschen zum Verzicht aufrufe. Ich verlange nicht, dass alle ihre Autos verkaufen und plötzlich nur noch Wasser und Brot in ihren unbeheizten Wohnungen essen. Aber gerade unseren hohen moralischen Ansprüchen und Solidaritätsbekundungen müssen endlich auch echte Taten folgen, sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit. Wer von seinem Wohlstand partout nichts aufgeben möchte, der kann gerne so weiterleben wie er das möchte – Deutschland ist immerhin ein freies Land. Aber der jenige sollte auch so fair sein endlich seine überhebliche Klappe zu halten und sich vor dem Spiegel eingestehen, dass er der Welt nicht zum Vorbild dient. Ich habe dieses Eingeständnis bereits geleistet.
Allen Anderen die sich wirklich für moralisch überlegen halten, sage ich: Don´t sing it, bringt it!
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