Ich erinnere mich als nach der Ära Kohl plötzlich Gerhard Schröder ins Amt kam. Mal abgesehen von seinem fehlenden politischen Profil stellte seine Mediengeilheit alles bis dato Gewesene in den Schatten. So auch seine Peinlichkeiten. Egal ob es das Wechseln der Ehefrauen oder seine menschlichen Entgleisungen waren. Er war für mich der schlechteste Kanzler den ich in meiner Zeit erleben musste.
Es hatte stets den Anschein für Gerhard Schröder wäre seine meidale Wirkung wichtiger als sein politisches Wirken für Deutschland. Vor der Ära Schröder gab es keine Diskussionen über die Hemdkrägen unserer Politiker. Kaum war Schröder Kanzler entbrannten unwichtige Debatten wie z. B. die über seinen Haifischkragen. Ich habe es damals schon nicht verstanden wieso man diesen Macho für einen coolen Kanzler hielt, nur weil er bei einer Autogrammstunde ganz salopp sagte "Holt mir mal ne Flasche Bier, sonst streik ich hier." Das war im Prinzip genauso prollig, wie sein Rütteln am Kanzleramt und seinem volltrunkenen Geschrei "Ich will hier rein!". Er war damals schon nie mehr als eine Medienfigur; ein Blender. Dafür, dass seine Kanzlerschaft nicht erfolgreich war spricht nicht nur, dass diese frühzeitig durch Neuwahlen beendet wurde, sondern auch, dass viele seiner "Errungenschaften" heute zurückgebaut werden müssen. Heute weiss jeder, dass die Agenda 2010 nicht das ist, was Schröder versprochen hat. Seine konsequente Verweigerung nach dem 11. September, mit den USA zusammen gegen die Länder vorzugehen, die den Attentätern Ausbildung und Herberge gaben, hat uns sowohl in der NATO, als auch im Verhältnis zu den westlichen Staaten viel Ansehen gekostet. Auch das war eine kollosale Fehlentscheidung, die für Schröder nur medienwirksam war. Lediglich Deutschlands antipazifistische Träumer fanden dies richtig und konsequent. Der Rest empfand dies als feige und unsolidarisch. Dass die USA bis zu diesem Zeitpunkt auch jahrzehntelang für unsere Sicherheit gesorgt hatten, wurde von Schröder offensichtlich ignoriert.
Was aber an Gerhard Schröder das Schlimmste war, das war die Tatsache wie schnell er nach seiner abrupt beendeten Kanzlerschaft nach Russland abgewandert ist. Dass er so kurz nach der Wahl (von Angela Merkel zur Kanzlerin) in diversen Aufsichtsräten russischer Konzerne auftauchte, warf ein völlig neues Licht auf seine Entscheidung den Amerikanern während seiner Amtszeit nicht zur Seite zu stehen. Es drängt sich der Eindruck auf, die "Freundschaft" zu unseren westlichen Bündnispartnern war lediglich gespielt. War es schlußendlich doch der "Erzfeind" der USA mit dem er dann als Altkanzler seine Freundschaft innerhalb kürzester Zeit intensivierte. Was unser feiner Ex-Kanzler aber offensichtlich nicht mehr auf dem Schirm hatte und hat, ist, dass er einen Amtseid geschworen hatte. Seine persönlichen Ansichten sind in diesem Falle irrelevant. Da man als Kanzler kein Diktator ist, geht es bei der Kanzlerschaft nicht um persönliche Befindlichkeiten oder ideologische Ansichten, sondern um das Wohl der Bundesrepublik und um das Wohl des Volkes. Er unterhält immernoch offizielle Büros, und vor allem führt er immernoch offiziell den Titel Altkanzler. Was ihm dabei entweder nicht klar ist, oder er eiskalt ignoriert ist, dass er auch als Kanzler a. D. immernoch eine gewisse moralische Verantwortung gegenüber Deutschland hat. Er ist kein x-beliebiger Rentner, der nach eigenem Gusto mal schnell die Seiten wechseln und deutsche Interessen völlig ignorieren darf. Dass er das nicht erkennen will, zeigt wie wir im Nachgang seine Amtszeit und alles was er darin getan hat, zu bewerten haben. Er wirkt auf mich, als wäre er während seiner Kanzlerschaft nicht unser Regierungschef, sondern der Prospect des Zaren gewesen um sich für spätere Aufgaben zu bewähren und empfehlen.
Das aktuelle Verhalten Schröders kommt in meinen Augen einem Verrat an der BRD gleich. Er war Regierungsschef eines NATO- und EU-Mitgliedsstaates. Beide Institutionen stehen für eine gewisse Werteordnung die für einen Europäer nicht verhandelbar sind. Dazu gehört auch das Gebot, die Diplomatie der militärischen Intervention stets vorzuziehen. Weiter ist es auch nicht verhandelbar, dass man stets auf der Seite der Wahrheit zu stehen hat. Dass Gerhard Schröder sich also von den kriegerischen Absichten, den Lügen und der Aggression seines besten Freundes nicht distanziert ist ein handfester Skandal und eines Altkanzlers gänzlich unwürdig.
Aktuelle Äußerungen von Seiten der SPD, bzgl. Gerhard Schröders ausbleibender Distanzierung zu den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine, sind zwar in der Sache richtig, aber kommen viel zu spät und mit zu wenig Durchschlagskraft. Die Arroganz mit der sich Gerhard Schröder seit Langem präsentiert, wenn er sich denn doch mal über aktuelle Geschehnisse äußert, ist kaum zu ertragen. Die Positionierung der Sozialdemokraten zu Gerhard Schröder ist somit nur mit so viel Nachruck geäußert, dass das Ansehen Schröders und der damaligen Erä der SPD nicht nachträglich beschädigt wird. Die Dinge so zu benennen wie sie wirklich sind, wäre für die SPD verheerend. Doch man darf nicht vergessen: Offiziell ist er immernoch Mitglied der SPD und führt immernoch den Titel Altkanzler. Beides verbindet ihn immernoch unmittelbar mit dem Deutschen Staat, den er nachwievor repräsentiert, ob ihm das gefällt oder nicht. Das ist die moralische Verbindlichkeit die mit dem Ablegen des Amtseides unauslöschbar mit einem Kanzler verbunden bleiben muss. Ich sehe da allerdings im Verhalten Schröders eine gewisse Analogie zu Donald Trump, auch wenn wir Deutschen das nicht wahr haben wollen.
Es muss also eine offizielle Regierungserklärung zu Gerhard Schröder geben. Es muss auch geprüft werden, ob man ihm den Titel Altkanzler entziehen, und ihn, sogar zur Persona non grata erklären kann, sollte er seine Verbindung zu Putin nicht kappen. Dass ein Kurswechsel Schröders nicht zu erwarten ist, können wir daran erkennen, dass er aus dem Aufsichtsrat des Tunnelbauers Herrenknecht ausschied. Die Tatsache, dass Martin Herrenknecht (selbst Putinbefürworter) mit Schröder befreundet ist macht dieses Ausscheiden noch brisanter: Man weiss zwar nicht, ob Schröder aus Trotz das Amt freiwillig niedergelegt hatte, weil Herrenknecht das Vorgehen Putins massiv kritisert hatte, oder ob es daran lang, dass aufgrund dieser Kritik die Ansichten von Herrenknecht und Schröder nicht mehr vereinbar waren. Fakt scheint zu sein, dass die Ansichten der beiden Freunde so fundamental auseinandergehen, dass ein Verbleiben Schröders im Aufsichtsrat keine Option mehr ist. Das verdeutlicht wo Gerhard Schröder 16 Jahre nach seiner Regierungsverantwortung für Deutschland nun steht. Hätte dieser Mann auch nur den Hauch von Rückgrat würde er die russische Staatsbürgerschaft annehmen und die Deutsche abgeben. Dann wäre sein "Desertieren" wenigstens konsequent. Alles andere ist eines Staatschefs a. D. unwürdig.
Ich schäme mich für Gerhard Schröder!
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