Die unerträgliche Personalie.

Er hatte mich schon maßlos genervt, als er nur von Talkshow zu Talkshow gezogen war um dort als "Experte" seinen Senf dazu zu geben. Dabei störte mich weniger sein Geltungsdrang, sondern seine fehlende Kompetenz. Und ich meine nicht die in Bezug auf die Pandemiologie...

 

Sicher ist jedem klar, dass ich gerade Karl Lauterbach beschrieben habe. Ich kenne keine Person der Öffentlichkeit die ich so dermaßen satt habe, wie ihn. Er ist für mich zweifelsohne das Gesicht der Pandemie, und das meine ich nicht im positiven Sinne. Dass er als Politiker seine Expertise in Bezug auf Virologie und Pandemiologie genutzt hatte um die Karriereleiter hinauf zu klettern, kann man ihm wohl schlecht verübeln. Liegt es doch in Wesen eines Politikers zu versuchen den Weg nach oben zu gehen, anstatt den absteigenden Ast zu akzeptieren. Der sicherste Weg nach oben ist nun mal Dauerpräsenz in den Medien. Sein Name musste noch bekannter werden als es ihm mit seinem damaligen Outfit aus Fliege, Brille und Kopfbehaarung aus der Gründerzeit in der Vergangenheit möglich gewesen wäre. Viele kannten vor der Pandemie nicht einmal seine Stimme. Für sie war er immer nur der seltsame Typ, der auf Fotos bekannter Politiker, immer irgendwie unwirklich in Hintergrund in der Unschärfe stand. Doch seit dem Frühjahr 2020 dürfte es keinen Deutschen mehr geben der ihn nicht kennt. Somit war seine Vorwitzigkeit in den Medien ein Akt des perfekt inszenierten politischen Opportunismus.

 

Die Menschen die ich kenne, die seinem Typus entsprechen, bezeichnet man in meinem Umfeld als Nerd oder Sonderling. Es sind jene Kollegen die den Arbeitsplatz am Ende des Flures haben. Der Kollege mit dem man sich noch nie wirklich unterhalten hat, und von dem man auch nicht weiss ob er ledig ist, oder Kinder hat. Er ist der Kollege der nach Feierabend noch im Büro sitzt während die Kollegen auf ein Bier in die Bar gehen. Er ist auch der Zeitgenosse bei dem man sich nicht erinnert ob er auf der Weihnachtsfeier war. Eigentlich weiss man von ihm nur das was man in beruflichen Gesprächen zufällig über ihn erfährt. Es ist, als wäre er einer der Menschen, die nach Feierabend kein Leben zu haben scheinen. Und tatsächlich, soviel wie Lauterbach sich, nach seiner Arbeit im Bundestag, in Talkshows und Interviews herumgetrieben hatte, musste man davon ausgehen, dass er dafür seine gesamte Freizeit aufgewendet hatte, weil er selbst kein Privatleben hat.

Wenn diese Mediengeilheit nun das Einzige an ihm wäre, dann hätte ich vermutlich kein wirkliches Problem mit ihm. Dann wäre er lediglich ein weiterer Aspirant auf ein höheres Amt. Nein, es ist eher die Tatsache, dass seine verschrobene Persönlichkeit, die ich als seltsam anmutend bezeichenen würde, als soziales Vorbild für eine ganze Gesellschaft dienen soll.

 

Dieser Typ Mensch den ich oben beschrieben habe, kann sehr gut mit Zahlen und Statistiken. Mit Menschen und sozialen Verhaltensweisen hat er es eher nicht so. Was wir über die letzten zwei Jahre erleben mussten, war, dass Karl Lauterbach tatsächlich in seinen Ausführungen immer mit Zahlen um sich warf. Daraus zeichnete er Horrorszenarien, die zu keiner Zeit mit den von ihm prophezeiten Konsequenzen eintraten. Zwar bekamen wir tatsächlich Inzidenzen von 20.000 Infizierten pro Tag, aber er sprach in diesem Zusammenhang von Tausenden Toten täglich und einem unvermeidbaren Kollaps des Gesundheitssystems. In Wirklichkeint kamen wir aber bei diesen hohen Inzidenzen auch nur selten über 500 Tote und dem Kollaps waren wir auch nie nahe. Die hohen Inzidenzen standen somit nur selten mit der Mortalitätsrate in direktem Zusammenhang. Und genau so verhielt es sich mit seinen Prophezeiungen nahezu über die gesamte Pandemie. Viel Alarmismus, wenig Realität.

 

Ich habe bereits im Artikel "Woran liegts" versucht aufzuzeigen, dass wir uns aktuell sozial zu stark von einander entfernen und möchte darauf nicht nochmal eingehen. Dazu stehe ich natürlich noch und habe auch schon die Ursachen versucht aufzuzeigen. Mir geht es in diesem Artikel vielmehr darum, dass ich es als unerträglich empfinde wie Persönlichkeiten, wie Karl Lauterbach, im Namen des Infektionsschutzes, ihre Persönlichkeit zum Vorbild für ganz Deutschland erklären. Er wirkt auf mich aber nicht wie jemand der herausragende soziale Kompetenzen hätte. Ich habe ihn nämlich niemals Lachen gesehen und er hat in meinen Augen nichtmal Spuren von Humor erkennen lassen. Ich habe ihn auch nur als rationalen und nie als emotionalen Menschen erlebt. So ein Verhalten kennt man eher von Autisten und entspricht nicht dem was ich aus der Breite unserer Gesellschaft kenne. Ich sehe uns Deutsche nämlich als sehr humorvoll, emotional und auch immer auf der Suche nach sozialer Nähe.

 

Die Nachrichten der letzten Tage zeigen mir, dass dies nicht dem Wesen eines Karl Lauterbach entspricht und er vielleicht auch nicht nachvollziehen kann, wie sehr uns allen das fehlt, was ihm nicht zu fehlen scheint. Ich frage mich wie es sein kann, dass ein selbsternannter Gesundheitsexperte Studien beiseite wischt, die sich mit den Auswirkungen des Lockdowns bei Kindern beschäftigen. Er erklärt diese Studien und Erkenntnisse quasi für Null und Nichtig in dem er behauptet, dass diese Studien derartige Erkenntnise "gar nicht hergeben" würden. Damit ignoriert er die Probleme und Nöte der Kinder in einer unglaublichen Oberflächlichkeit, die nahelegt, dass er nicht die sozialen Fähigkeiten besitzt, dies mit Empathie nachzufühlen. Mich als Vater macht dieses Verhalten fassungslos und ohnmächtig gleichermaßen. Es ist als würde er mein Kind zum Menschen von geringerer Priorität erklären. Ich persönlich erkenne darin keine Böswilligkeit von seiner Seite, aber ich glaube deutlich zu erkennen, dass er sich nicht ansatzweise in diese Bevölkerungsgruppe hinein versetzen kann, weil im dazu vermutlich die sozialen Fähigkeiten fehlen. Für einen Bundesgesundheitsminister ist dies extrem schlecht, da er auch der Gesundheitsminister der Kinder ist und die Psyche auch zur Gesundheit gehört.

 

Den Vogel hat er aber dieser Tage abgeschossen, als er die Bonuszahlungen für das Pflegepersonal versucht hatte einzukassieren. Das muss man sich mal geben: Karl Lauterbach ist Gesundheitsexperte der stets mit der Überlastung des Gesundheitssystems argumentiert hat und härtere Maßnahmen damit versuchte zu legitimieren. Darüberhinaus ist er ein Mitglied der SPD; einer Partei die Soziale Gerechtigkeit als deren primäres Thema in Dauerschleife bespielt. Dieser Mann, der Jens Spahn und der CDU vorgeworfen hatte, bei der Pandemie dilletantisch und immer auch wenig sozial agiert zu haben, streicht nun dem überlasteten Pflegepersonal die zugesagten steuerfreien Boni. Das ist nicht nur unverständlich, sondern ein handfester Skandal. Eine Partei die sich klar gegen die Spaltung der Gesellschaft ausspricht, hebt einen Mann ins Amt des Gesundheitsministers, der darüber nachdenkt diese Boni lediglich für das Personal auf Intensivstationen auszuzahlen. Damit spaltet er die Menschen im Gesundheitssektor. Er übersieht dabei, dass es im Gesundheitswesen kaum ein Pflegeberuf leicht hatte. Die Pandemie hatte es für alle Bereiche massiv erschwert. Sei es in den Pflegeheimen, wo sich das Personal für die Bewohner aufopfern musste, um sie noch intensiver zu betreuen, weil diese keinen Besuch empfangen durften. Oder seien es die Sprechstundenhilfen die in den Arztpraxen einen Alltag erleben, der alles Gekannte in den Schatten stellen sollte. Dort hat man aufgrund des Infektionsschutzes nicht nur einen höheren logistischen Aufwand, sondern auf deren Schultern wurde auch ein großer Teil der Impfkampagne abgeladen. Zu behaupten, diesen Bonus hätte nur Personal verdient das in direktem Kontakt mit Corona-Patienen steht, ist nicht nur kurzsichtig, sondern eines Gesundheitsministers gänzlich unwürdig. Zeigt es doch, dass er nicht mal im Ansatz verstanden hat was im Gesundheitswesen aktuell vor sich geht und dort geleistet wird. Die Argumentation, auf den Intensivstationen hätte man eben mehr Kontakt zu potentiellen Corona-Infizierten, dem entgegene ich, dass dies auch auf die unzähligen Beschäftigten in den Testzentren und im Einzelhandel zutrifft. Sie haben täglich mit hunderten Menschen zu tun von denen ein nicht unwesentlicher Teil mit dem Virus infiziert ist. Somit stünde ihnen diese Bonuszahlung auch zu. Davon spricht aber keiner, schon gar nicht in der SPD. Das was die Sozialdemokraten so lautstark als Soziale Gerechtigkeit propagieren, ist nichts anderes als Heuchelei. Eine rote Mogelpackung.

 

Was wurde aus dem Applaudieren auf den Balkonen und den Ständchen die vor den Krankenhäusern gespielt wurden? Was wurde aus den Beteuerungen, im Pflegesektor müsse sich grundlegend etwas ändern? Mehr Personal, weniger Belastung für den Einzelnen, bessere Bezahlung. Diese großkotzigen Versprechen zerschellen schon an einer kleinen popeligen Bonuszahlung. Was also soll diese Kehrtwende von Karl Lauterbach? Ich würde es vielleicht verstehen wenn dieser Sinneswandel aus dem Finanzministerium käme. Aber selbst da müsste ich entgegnen, dass wir bislang Unsummen für Masken und Tests ausgegeben haben, und auf einmal hätten wir die 1-2 Milliarden EUR für unsere tapfersten Kämpfer nicht zur Verfügung? Das kann nicht unser Ernst sein! Soziale Politik tut sich scheinbar leichter Geld für Gegenstände auszugeben als für Menschen. Da ist man als Ottonormalverbraucher, der im Wahlkampf mit zig Slogans mit sozialem Wortlaut bombardiert wurde, nur noch fassungslos.

Schlimm ist in Wirklichkeit, dass die SPD so blatant ohne Führung und Struktur zu sein scheint, dass ein Karl Lauterbach freie Hand hat. Aber im Prinzip sehe ich von der SPD gerade genau das Chaos das ich im Vorfeld befürchtet hatte. Jens Spahn war sicher nicht frei von Fehlern, aber zu sehen wie Karl Lauterbach versucht die Fehler der CDU offenzulegen um dann selbst solch desaströse Entscheidungen zu treffen, macht mich sprachlos.

 

Leider befriedigt es mich nicht im Geringsten, an dieser Stelle sehen zu müssen, dass der Eindruck den ich vor der Wahl vor der SPD und dem ganzen Gesülze von Sozialer Gerechtigkeit hatte, richtig war. Wer genau hinsieht erkennt wie sich die Riege der Sozial-Moralisten aktuell vor unseren Augen selbst entzaubert. Im Gegenteil, es lässt tief blicken wo es mit der SPD und Deutschland in Zukunft hingehen soll...

 

Olaf Scholz has left the building...

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