Irgendwas stinkt hier. Die CDU führt erste Sondierungen mit der FDP und irgendwer leaked Teile der Gespräche. Sondierungen der CDU mit den Grünen, und das gleiche passiert wieder. Hier stimmt etwas gar nicht. Normalerweise werden bei solchen Gelegenheiten Informationen geleaked um in gewisser Weise Druck aufzubauen. Heisst, jemand versucht sich damit einen Vorteil zu verschaffen. Die Frage ist nur, wer profitiert in diesem Spiel davon, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit kamen?
Die SPD.
Die Sozialdemokraten hätten sicher ein Interesse daran die Position der CDU für Sondierungen massiv zu schwächen um sich selbst besser zu positionieren. Da sie aber an keinem der beiden Gespräche zugegen waren, scheiden sie direkt aus.
Die FDP.
Sie befindet sich aktuell in einer sehr komfortablen Situation. Sie konnten die ersten Gespräche mit anschieben und ihnen ist klar, dass sie eigentlich die stärkste Position in diesem gesamten Pokerspiel haben. In meinen Augen würde das Leaken dieser Informationen die Position der Libralen stark gefährden, würde davon etwas an die Öffentlickeit geraten. In meinen Augen ist dies somit auch extrem unwahrscheinlich.
Die Grünen.
Zwar liegt ihr Wahlergbnis über dem der FDP, dennoch ist die Position der Grünen nicht ganz so komfortabel. Die FDP zeigt sich aktuell einfach noch eine Spur selbstbewusster, dennoch sind auch die Grünen in einer Position die ein aktives Eingreifen ziemlich unnötig macht. Auch sie bestimmen aktuell die Geschehnisse und können die Gespräche mit SPD und CDU auf sich zukommen lassen – schließlich werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit an der nächsten Regierung beteiligt sein.
Die Union.
Hätte die CDU aktuell etwas davon die Inhalte der Gespräche gegen den Willen der anderen beiden Parteien zu veröffentlichen? Das kommt darauf an von wem in der Union wir sprechen. Erst einmal zur Einordnung: Schadet oder hilft es der Union wenn man das Vertrauen der Gesprächspartner verletzt würde? Es würde ganz klar schaden! Jedem Politiker in diesem Spiel ist sonnenklar wie vulnerabel die Situation für die Union aktuell ist und lediglich ihre Glaubhaftigkeit wäre noch der letzte Strohhalm. Diese zu verspielen hieße das fragile Verhältnis zu den Grünen irreparabel zu beschädigen. Dann fiele die Wahl für den Koalitonspartner sicher auf die SPD. Selbst ein politischer Neuling würde das unter Narkose klar erkennen können. Dass dieses Leck bei beiden Gesprächen Informationen durchließ schließt ein Versehen oder tölpelhaftes Verplappern aus. Diese Informationen wurden gezielt an die Presse weitergegeben. Jetzt stellt sich die Frage wem dies in die Hände spielt und was derjenige für Ziele verfolgt? Sicherlich hat der jenige nicht das Gelingen einer Sondierung für Jamaika im Sinn. Die Verhandlungen sollen also gezielt bombardiert werden. Aber wer in der Union hätte etwas davon, wenn die Sondierungen scheitern? Der jenige muss einen Plan mit einem anderen Ziel haben.
Idee 1 könnte die Theorie zu einem Ablenkungsmanöver sein um die Verhandlungspartner von FDP und Grünen aus der Ruhe zu bringen und deren Momentum zu brechen. Allerdings wäre dies von der Idee her noch desolater als der aktuelle Zustand der CDU. Wäre dies wirklich der Fall würde ich als CDU-Wähler mir wünschen, dass die SPD die neue Regierung anführt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die Union so dumm ist.
Idee 2 wäre, die Union direkt aus den Sondierungen zu nehmen um zur Regeneration in die Opposition zu gehen. Es gibt sicher einige Unionspolitiker die, im jetzigen Zustand der Union, die Opposition für die bessere Option halten. Ob dies in der Realität automatisch zu einer Heilung führt, ist reine Theorie. Die SPD hat mit ihrem Wahlergebnis theoretisch den Gegenbeweis angetreten, denn eine quasi scheintote Sozialdemokratie hat sich in der Grossen Koalition offenbar ziemlich gut regeneriert und kam zu einem regierungsfähigen Wahlergebnis. Allerdings wäre eine Auswechslung der CDU-Führungsriege in der Opposition in der Tat unauffälliger als im Kanzleramt. Dann könnte die Partei mit einem langsamen Walzer, wie 2021 schon ein mal, einen Parteivorsitzenden und eine neue Führungsriege suchen und installieren um vier Jahre später einen blitzsauberen Wahlkampf durchzuziehen. Das könnte funktionieren. Wäre sich die Union hier einig, könnte man das aber auch ohne Intrige haben.
Idee 3 könnte sein, Armin Laschet so zu schwächen, dass dieser bereits vor den Sondierungen gegen einen anderen Verhandlungsführer/ Kanzlerkandidaten ausgetauscht werden muss, um überhaupt noch eine Chance zu haben in die Regierung zu kommen. Das wäre ein gewagtes Spiel und ist in seinem Ausgang kaum zu steuern. Somit wäre das genau das Richtige für einen Politiker der wenig zu verlieren hat, weil er bereits ein relevantes Amt inne hat, von dem aus man vier Jahre später noch ein mal ein einen Anlauf auf das Kanzleramt nehmen könnte. Da frage ich mich doch glatt, wer mir da einfiele auf den dieses Profil passen würde. Ich überlege...
Armin Laschet jedenfalls scheidet aus, weil er sich damit selbst als Vorsitzender der Union schaden würde, und sein Fallback in NRW bereits aufgegeben ist. Schließlich hat er heute seine Nachfolge für seinen Ministerpräsidentenamt präsentiert. Ob es einem Friedrich Merz für einen dritten Anlauf reichen würde, wage ich zu bezweifeln. Röttgen sähe ich eher bei der zweiten Idee.
In den Medien werden zwar bereits die Bilder von Merz, Röttgen, Brinkhaus und Spahn als mögliche Königsmörder präsentiert. Ich habe aber das Gefühl auf dem Messer in Laschets Rücken steht ein anderer bekannter Name.
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