Das musste ja so kommen. Laschet der Böse!

Ich habe mich bewusst während der Flutkatastrophe nicht zu den aktuellen Geschehnissen in NRW geäussert. Ich finde die Jahrhundertflut sollte niemand für seine eigenen Ziele ausschlachten. So sehe ich auch nicht die Notwendigkeit das Leid von fast schon Millionen Menschen für einen Blog Artikel zu mißbrauchen. Es gibt im Zuge dessen allerdings schon Nebenschauplätze zu denen ich mich gerne äußern möchte.

 

1. Armin Laschets Fauxpas

Ja, Armin Laschet hat während eines Statements des Bundespräsidenten im Hintergrund mit ein paar anderen Kommunalpolitikern gelacht. Das wird jetzt in meinen Augen vom politischen Gegner aber eine Nummer zu hoch gehängt. Aktuell wird von der SPD Laschets charakterliche Eignung in Frage gestellt. Dass er in einer Krisensituation in so einer heiteren Runde zusammensteht sieht zwar nicht glanzvoll aus, macht ihn aber noch langen nicht zu einem schlechten und pietätlosen Menschen. Ich bin mir sicher, dass die Flutkatstrophe und das Leid der Menschen nicht die Basis für das Gelächter und den Witz war. Wer nicht schon komplett an der Political Correctness abgestumpft ist, der weiß, dass auch in der schlimmsten Situationen immer ein Funke Hoffnung und Fröhlichkeit versteckt liegt. Selbst vor der Beerdigung eines geliebten Menschen gab es schon Situationen in denen die Trauernden einen Moment gefunden haben in dem sie gemeinsam Lachen können. Das ist ein Stück weit auch eine Reaktion mit dem Erlebten umzugehen.

Wenn ich just diese Situation von Armin Laschet nehme und im Gesamten beurteile kommt bei mir Frank-Walter Steinmeier wesentlich schlechter weg. Ich ertrage diesen konstruierten Pathos unseres Präsidenten kaum noch. Diese gekünstelten Redepausen zwischen seinen nichtssagenden Worten kann ich persönlich nur dazu nutzen um mein Frühstück mit aller Gewalt aus meiner Speiseröhre wieder zurück in den Magen zu drücken. Er hat doch nichts außergewöhnlich Mitfühlendes gesagt, was nicht jeder andere Mensch dem man ein Mikro vor die Nase gehalten hätte, auch sagen würde. Dieser Pathos soll doch nur von seinen leeren Worthülsen ablenken. Dieser Mann klingt bei jedem Anlass gleich. Er kann doch überhaupt nicht mehr normal reden. Egal ob er von Klimaschutz, von politischer Verantwortung oder der Pandemie redet; er klingt immer gleich. Ich denke, würde er die Speisekarte eines Restaurants vorlesen, dann würde er exakt genauso pathetisch klingen. Soll das etwa unser Maßstab für Glaubwürdigkeit sein? Sollen wir jetzt alle glauben unser Präsident geht nach diesem Statement nach Hause und wird über nichts mehr lachen; Wird nur noch ernst vor sich hin grübeln und sich jeglichen fröhlichen Moment versagen, weil er es für nicht angebracht hält? Auch er ist nur ein Mensch und so sehr es ihn auch betroffen machen mag, ist er selbst nicht direkt betroffen. Weshalb er niemals auch nur annährend nachfühlen kann wie es den Leuten gehen mag die in dieser Katatrophe alles verloren haben – so sehr er es vielleicht auch versuchen mag. Auch er wird am Ende des Tages froh sein, dass er verschont geblieben ist. Das ist auch eine völlig natürliche und menschliche Reaktion die psychologisch auch Sinn macht. Auch ein Präsident oder Ministerpräsident kann sich nicht das Leid aller Menschen aufladen. Dann könnte er gar nicht mehr funktionieren. Während unser Bundespräsident lediglich ein paar Reden schwingen muss um dann wieder zurück nach Schloss Bellevue zu gehen, bleibt Armin Laschet in der politischen Verantwortung diese Krise zu meistern. Und an seinen Taten müssen wir ihn messen, nicht daran ob er mal kurz gelacht hat. Daran, wie er es schafft seinen Landsleuten unkomplizierte Hilfe angedeihen zu lassen.

Wer sich aktuell über Laschets Fauxpas echauffiert, der hätte sich damals auch beim Hochwasser in Deggendorf über einen Ministerprässidenten Seehofer aufregen müssen, der dauergrinsend über die Orte der Zerstörung stolziert ist, und der gewirkt hatte wie ein Demenzpatient dem nicht mal ansatzweise bewusst war wo er gerade unterwegs ist. Da hat sich damals auch niemand zu Wort gemeldet.

 

Ich bemerke hier folgendes: Erstens, wer sich bei Steinmeiers Rede mehr auf den Hintergrund und Armin Laschet konzentriert hatte als auf unseren Bundespräsidenten, dem war wohl klar wie leer und nichtssagend dessen Worte waren. Nämlich so belanglos, dass der Zuschauer aus Verzweiflung nach etwas Interessanterem im Bilduasschnitt suchen musste um nicht vor Langeweile einzuschlafen. Zweitens, Wer glaubt Armin Laschet wäre nicht betroffen gewesen und es fehle ihm an charakterlicher Eignung, der hat Tags zuvor nicht die Pressekonferenz zusammen mit Innenminister Reul gesehen. Dort war beiden die Erschütterung deutlich anzumerken. Dort haben sie beide ihre menschliche Seite nicht verbergen können. Allerdings brauchen wir auch keine Jammerlappen als Politiker die unter Druck und Leid zusammenbrechen und unter ihren eigenen Tränen nicht mehr dazu fähig sind zu funktionieren. Wir müssen uns als Bürger also schon auch entscheiden was wir gerne hätten!

 

2. Der politische Gegner

Während sich CDU, SPD und FDP zu Beginn der Flutkatastrophe darauf verständigt hatten, dass diese auf keinen Fall zum Anlass für Wahlkampf genommen werden sollte, scheinen sich einige der Politiker da schon wieder umentschieden zu haben. Die Grünen werden nicht müde diese Katastrophe dem Klimawandel zuzuschreiben um so ihrem EINZIGEN echten politischem Thema zu mehr Nachdruck zu verhelfen. Auch ist offensichtlich, dass einige Politiker in den letzten Wochen kaum nachvolliziehen konnten, dass ein vermeintlich profilloser Armin Laschet doch plötzlich deutlich an Olaf Scholz und Annalena Baerbock vorbeigezogen ist. Auch wenn Laschet zu keiner Zeit seine Gegner attackiert hatte und wenig durch steile Wahlkampfthemen polarisiert hatte, ging seine Beleibtheit und sein Zuspruch durch die Wähler stetig nach oben. Somit war für die politsche Riege nicht ersichtlich wo sie ihren Hebel ansetzen sollten um seinen wachsenden Zuspruch zu stoppen. Dazu kam, dass solch eine Krise einem Ministerpräsident Laschet automatisch in die Hände spielt, ob er es will oder nicht. Hier kann und muss er durch besonnenes Handeln automatisch zeigen, zu was er fähig ist. Mit dem richtigen Krisenmanagement würde er seine beiden Konkurrenten auf das Kanzleramt ohne großartig Wahlkampf betreiben zu müssen, locker ausstechen und die Bürger von seinen Qualitäten überzeugen - by doing! Diese Gefahr sahen sowohl SPD als auch Grüne mit Sicherheit als sie die ersten verstörenden Bilder aus NRW gesehen haben dürften. Ihnen blieb nur noch darauf zu hoffen, dass Laschet kapitale Fehler unterlaufen würden von denen sie massiv profitieren könnten. Somit trat Laschet gestern nun genau in jenes Fettnäppchen auf das seine Gegner bereits seit Wochen sehnsüchtig gewartet hatten. Und prompt wird jener Fehltritt sofort ausgeschlachtet und aufgebauscht. Wenn man an Armin Laschet nicht mehr auszusetzen hat als diesen kleinen Vorfall, dann wäre er im Umkehrschluss einer der feinsten Politiker die wir zur Auswahl haben. Das mal nur am Rande.

 

Dazu kommt noch, dass gerade die Grünen die ganze Debatte um ihre Kandidatin und ihre Verfehlungen bzgl. ihres Buches und ihres Lebenslaufes auch für eine Aufgebauschte hielten. Sie fanden auch, dass diese Diskussion eine Nummer zu hoch gehängt wurde. Im Gegensatz zur aktuellen Kritik an Armin Laschet kam die Kritik an Baerbock nicht mal aus einer politischen Richtung sondern von einer Privatperson. Jetzt verstricken sich die politischen Lager aber selbst alle wieder im Klein-Klein und betreiben entgegen aller Beteuerungen doch Wahlkampf auf unterstem Niveau – und das auch auf dem Rücken der Opfer der Flutkatastrophe!

 

Jeder Politiker, der aktuell auf Armnin Laschet eindrischt, sollte sich fragen ob er selbst seit Bekanntwerden der Katastrophe tatsächlich keinen Witz mehr gemacht hat, und auch nicht mehr lachen konnte, oder ob er vielleicht einfach nur das Glück hatte, dass dabei keine Kamera auf ihn gerichtet war.

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