Was war das wieder für ein Trauerspiel, und ich meine damit nicht speziell das Englandspiel. Ich meine damit, das deutsche Phänomen, des totalen Realitätsverlustes, das sich wiedereinmal im Spiel der Deutschen widergespiegelt hat.
Seit Langem bin ich genervt von der deutschen Arroganz. Wir spielen uns bei allen Krisen der Welt immer als Klassenprimus, Schulmeister und Vorbild auf, ohne zu erkennen, dass wir das nicht sind. Wir wollen beim Klimaschutz vorangehen, wir wollen in der Pandemie ein Paradebeispiel sein und unsere Werte wie das Gendern und das zeigen der Flagge der LGBT-Community der gesamten Welt aufzwingen. Was wir aber nicht wagen, ist ein ehrlicher Blick in den Spiegel, denn dann würde uns auffallen was wir für elende Heuchler sind. Wir erkennen nicht, dass wir nur schlaue Reden schwingen aber aus unseren Fehlern NICHTS gelernt haben.
Wir sind eine Gesellschaft die gerne wegweisend wäre. Nehmen wir da doch das Beispiel Klimaschutz. Wenn man uns Bürger fragt, ob wir gerne klimaneutral wären, und wir es gut fänden wenn sowohl die Energierzeugung als auch die Produktion unserer Güter nachhaltig und aus regenerierbaren Energie stattfinden würde, dann würde JEDER auf diese Suggestivfrage mit "selbstverständlich" antworten. Um diese befürwortende Antwort flächendeckend zu bekommen muss ich als Fragensteller nur eines tun: die Konsequenzen und den Preis dafür verschweigen. Es läuft hierbei nämlich darauf hinaus, dass wir leistungs- und verzichtbereit sein müssten – jeder Einzelne von uns! Es ist doch sonnenklar, dass wir nicht aktuell in einem "schmutzigen" Staat leben und sich das dann plötzlich nach der Wahl alles rapide verbessert, ohne dass der Bürger davon etwas merkt. Die Einen wissen das und beharren darauf uns Bürgern weiterhin ein grünes Märchen zu erzählen. Die anderen sprechen diese immensen Opfer an die auf uns als Menschheit zukommen, und würden gerne so weitermachen wie bisher. Das ist leider beides ein "weiter so!", nur jeweils mit einer anderen Erzählung. Was wir dabei scheinbar nicht erkennen wollen ist, dass wir keine Veränderung herbeiführen können ohne etwas an uns selbst zu verändern. Natürlich kann ich mir einreden an einer Kreuzung abgebogen zu sein obwohl ich doch in Wirklichkeit geradeaus weitergelaufen bin. Aber ich werde an den Punkt kommen wo ich feststellen muss, was frommer Wunsch war und was dann Realität ist.
Ein weiteres Beispiel ist die Pandemie. Ständig macht Deutschland den "Schwanzvergleich" mit anderen Ländern und misst sich quasi im wöchentlichen Zyklus und redet sich mal schlecht und mal besser als die anderen Nationen – die im Übrigen unter der gleichen Geissel leiden wie wir. Wir reden dauernd davon was wir vor der nächsten Welle noch verändern oder tun müssen. Aber es passiert nichts. Was wir tatsächlich tun ist, uns den Geschehnissen anzupassen und anhand der verändertend Situation unsere Erfolge herbeireden. Wieviel Anteil, und was von unserem Verhalten diesen Wandel genau herbeigeführt hat, analysieren wir nicht. War es wirklich die Maske oder die Notbremse, keiner kann es mit Gewissheit sagen. Die Leute die das mit bestimmten Studien versuchen herauszufinden, werden sofort niedergeredet wenn es nicht der eingebildeten Realität der Wortführer entspricht. Nur so ist es zu erklären, dass offizielle Studien zur Ausbreitung von Aerosolen, zur Bettenauslastung in Intensivstationen und Versuche bei Konzerten (Tim Benzko 2020) bei unseren Entscheidern keine Beachtung finden. Diese hätten alle massiven Einflluss auf unsere Entscheidungen gehabt, werden aber nicht berücksichtigt und es wird weitergewurschtelt – aber immer in dem Bewusstsein man hätte bahnbrechendes geändert oder entwickelt. In der nächsten Welle werden wir dann feststellen müssen, dass es wieder nicht so ist, und wir wieder völlig "unvorbereitet" sind.
Und jetzt komme ich endlich zu Jogi Löw und schließe den Kreis. Nach der total versauten WM von 2018 wurde auch keine Veränderung herbeigeführt. Es kann schon sein, dass ein Jogi Löw sich sicher war das Ruder noch einmal herumreißen zu können. Das war aber eine glatte Fehleinschätzung. Allerdings nicht nur von seiner Seite sondern vom gesamten DFB-Vorstand, der es versäumt hatte, Jogis Abgang zu fordern.
Wie zum Teufel, kann Jogi Löw glauben, dass er nach der WM 2018 die Spieler plötzlich besser erreicht als vor der WM und warum hat er das dann nicht gleich gemacht? Wie kann er so verblendet sein zu glauben einen Wechsel herbeizuführen, wenn er mit neuen Gesichtern den selben Schlafwagen-Fußball aufführt wie vorher? Wie kann er davon ausgehen das deutsche Team plötzlich wieder auf die Gewinnerstraße zu führen, wenn die Leistungsbreitschaft der Spieler auf die er setzt, mit der einer Schweizer Elf nicht vergleichbar ist? Es ging hier nie darum was sich Jogi Löw wünscht oder herbeisehnt. Es geht darum was er leisten kann. Es geht darum ob er die richtigen Spieler für den Kader auswählt. Es geht darum ob er erkennen kann, ob seine Taktik auf der Höhe der Zeit ist und mit der anderer, frischerer, Nationen mithalten kann. Ein Spiel gewinnt man nicht in dem man aus Furcht zu verlieren immer wieder zum eigenen Torwart zurück spielt. Ein Antonio Rüdiger ist nicht automatisch ein solcher Brecher wie Jerome Boateng, nur weil er ihm vermeintlich ähnlich sieht. Boateng war ein mutiger und extrem kraftvoller Spieler. Antonio Rüdiger hatte offenbar mehr Lust mit Manuel Neuer zu spielen als mit seinem eigenen Mittelfeld. Das Spiel entscheidet man aber im Tor gegenüber. Ich gewinne nicht in dem ich einfach nur ein 0:0 verteidige; das ist nämlich trotz des des Nichtverlierens nur ein Untentschieden. Gewinnen heisst Risiken einzugehen, hinten auch mal den einen oder anderen Raum zu öffnen um vorne in Vorleistung zu gehen. Nur so kann ich in Führung gehen. Wer fünf Minuten vor Schluß 2:0 zurückliegt und immer noch glaubt, man könne mit Standfußball und unsäglichem Quergeschiebe diesen Rückstand aufholen, der hat im Leben, wie im Fußball, nichts verstanden! Erfolge werden nur die feiern die entweder betrügen - wobei das keine Erfolge sind sondern eben Betrug – oder die jenigen die leistungsbereit sind; die sich auf gut Deutsch "den Arsch aufreissen", so wie man das bei einem Xherdan Shakiri in fast jedem seiner Spiele zu sehen bekommt. Obwohl er auch nicht mehr der Jüngste ist, rennt er so lange bis er vom Platz genommen wird. Wer von unseren etablierten Stamm-Elf-Spielern hatte solch eine Bereitschaft gezeigt? Diese Mannschaft war satt und Löw hatte sie mit seiner "Authorität" nicht mehr erreicht. Das war ihm sicher auch klar. Die einzige glorreiche Maßnahme die Löw dann vor der EM noch einfiel war Hummels und Müller zu reaktivieren. Das wäre ungefähr das gleiche wie wenn der deutsche Boxverband seine Hoffnung nur noch auf ein Comeback von Henry Maske setzen würde. Wie soll das zum Erfolg führen? Einen Jamal Musiala auf der Bank vergammeln zu lassen, und stattdessen auf Leroy Sane´ zu setzen war ein weiterer fataler Fehler. Selbst wenn man die die Spieler von Mannschaften wie Kroatien oder der Schweiz mit Propofol narkotisiert hätte, wären sie mehr gelaufen als unser "Wunderkind".
Wer diese EM gesehen hat, dem musste klar sein, dass nur der bedingungslose Wille gewinnen zu wollen ausreicht, um es bis ins Finale zu schaffen. Diesen hat in dieser Mannschaft keiner mehr. Weder die Spieler, noch die Funktionäre. Jogi Löw hat 2014 einen stilvollen Abgang verpasst. Weil er sich dann zwei Jahre später ein Abtreten mit eingezogenem Schwanz nicht antun wollte, hat er jedem Fußball-Fan drei weitere Jahre aufgebürdet um dann einen noch stilloseren Abgang hinzulegen. Man kann nur hoffen, dass Hansi Flick den kompletten Kader radikal entgiftet und keinen der aktuellen Stammspieler mehr nominiert. Vom aktuellen Spirit darf absolut nichts in den neuen Kader überschwappen. Der Neuanfang muss komplett und schmerzhaft vollzogen werden. Wenn das bedeutet, dass einige wenige Spieler dann zu unrecht nicht mehr dabei sind, dann ist das für die einzelnen Protagonisten sicher tragisch aber für das gesamte Team und einen echten Neuanfang unumgänglich.
Aber ein solch krasser Schnitt wird vermutlich nicht passieren, weil es nicht im Wesen von uns Deutschen liegt. Wir reden viel aber machen nix. Aus Rücksicht auf die Stammspieler wird auch Hansi Flick keinen kompletten Kehraus machen und Gefahr laufen, das Schicksal eines Rudi Völler zu erleiden, der damals auch das Herz am rechten Fleck hatte, aber eine komplett "verkorkste Mannschaft" nicht einfach umdrehen konnte.
Gleiches passiert uns auch an anderer Stelle wieder und wieder. Von Corona-Welle zu Corona-Welle, von Neuwagen zu Neuwagen und von Genderstern zur nächsten Gender-Nebelkerze. Wir sind wie wir sind. Erst wenn wir das erkennen, können wir das auch ändern. Aber wir werden es nie schaffen wenn wir nicht anfangen Menschen auf die Füße zu treten. Wir werden weiterhin versuchen es allen recht zu machen und warten dabei auf den großen Wandel, wie auf die Rückkehr des Heilands. Aber warum sollte er wiederkommen solange wir so Fußball spielen?
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