Geht es in der Politik um Meinungen? Geht es in der Politik um Ideale? Geht es in der Politk um Sachverstand? Ich würde alles verneinen. Da stellt sich dann die Frage, was muss dann ein Politiker eigentlich können, oder was muss man für Eigenschaften haben um in der Politik erfolgreich zu sein? Schwieriges Thema.
Ein Politiker oder eine Partei ist nichts ohne seine Wähler, denn ohne gewählt zu werden landet man in keinem Parlament; also weder in der Regierung noch in der Opposition. Folglich wird es
einem nicht möglich sein effektiv zu gestalten. Man könnte sich dann zwar aus dem Off äußern, aber wer würde einem nichtssagenden Politiker ohne Funktion oder Amt ein Mikrofon vor das Gesicht
halten wollen? Heisst also, selbst wenn man nur rumunken möchte, braucht man eine gewisse Gefolgschaft die einem zuhören möchte. Also muss man hier auch in gewisser Weise einen Nerv bei einer
bestimmten Bevölkerungsgruppe treffen. Was wäre im Umkehrschluss, wenn man eine so exotische Meinung verträte, die kein anderer mit einem teilt? Wäre das eine Ausgangssituation aus der heraus man
Politik machen könnte? Eher nicht, nicht mal wenn man mit dieser Meinung der einzige wäre der Recht hat, denn keiner würde es hören wollen.
Das heisst im Umkehrschluss, Recht zu haben ist nur im Auge des Betrachters relevant. Deshalb geht es nicht darum wer wirklich Recht hat, sondern was der Bürger denkt wer Recht hat. Das
lässt nur einen einzigen Schluss zu: Es geht also einzig darum den Wähler zu überzeugen man selbst hätte recht. Das ist natürlich ganz einfach wenn ich die Meinung des Wählers als meine eigene
verkaufe, dann findet sich der Wähler darin automatisch wieder. Die Findung einer Strategie dem Wähler den eigenen Unsinn als Wahrheit zu verkaufen ist also um ein Vielfaches wichtiger als
herauszufinden was wirklich richtig ist. Und genau so wie sich im Laufe der Zeit die Meinung des Wählers dreht so dreht sich auch die Meinung des Politikers wie das Fähnchen im Wind. Das einzige
was ein Politiker kann, ist dem ganzen noch ein (Achtung Neudeutsch!) Narrativ zu geben und dem Bürger eine sinnfreie Erklärung dafür zu liefern, warum man selbt kein Rückgrat hat. Viele
Politiker heutzutage sind darin richtig schlecht. Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sind darin sogar so schlecht, dass deren Suche nach dem Wählerwillen wirkt wie Kinder beim Topfschlagen.
Dabei dreschen diese beiden Dilletanten mit ziemlicher Sicherheit immer genau an allen Töpfen vorbei. Paradepolitiker wie Söder glänzen ganz offenkundig nicht dadurch eine
eigene Meinung zu vertreten, sondern das Ohr auf die Schiene zu legen und genau zu erkennen was der "Wähler" zu wollen scheint. Wenn man sich den Verlauf der Pandemie ansieht wird das
richtig deutlich: Zu Beginn der Pandemie war dem Bürger nach schnellem Schutz vor einer heranrollenden Lawine. Bilder von Leichenbergen in Bergamo weckten in uns den Wunsch uns abzuschotten und
mit einer radikalen und ungewohnten Maßnahme sofortigen Schutz zu gewährleisten. Das hatte Söder erkannt und geschickt genutzt und dafür war der erste Lockdown eine perfekte Maßnahme. Der
erhoffte Erfolg stellte sich natürlich ein und damit hatte er plötzlich sehr viel Zuspruch vom Wähler. Den Wähler auf seiner Seite zu haben ist blankes Kapital – wie Geld auf der Bank. Wenn man
mal Geld verdient und angespart hat, weiß man, dass man es als kluger Mensch nicht einfach sinnlos aus dem Fenster wirft, sondern versucht es noch zu vermehren. Genau dies hat Söder während der
Pandemie versucht und auf langen Strecken auch erfolgreich geschafft. Dabei war wichtig immer im Blick zu haben, was der Wähler denkt. Dabei ist natürlich klar, dass auch hier ressourcenschonend
gearbeitet werden muss. Was ist dabei einfacher, weniger zeitaufwendig und anstrengend: seine eigene Meinung schnell an den Wählerwunsch anzupassen, oder den großen Aufwand zu betreiben und den
Wähler von etwas Anderem zu überzeugen? Vermutlich ersteres. Dabei wird auch knallhart abgewogen von welcher Bevölkerungsgruppe man wieviele Wählerstimmen generieren kann. Somit werden ganze
Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt. Anscheindend ist also rein rechnerisch die Bevölkerungsgruppe derer, die aktuell quasi ein Berufsverbot haben und am Existenzminimum leben, als
potentielle Wähler nicht so attraktiv wie die Gruppe derer, die immernoch den absoluten Schutz suchen. Auch hier stellt sich die Frage, was ist einfacher: bei der verängstigten Gruppe die Angst
aufrecht zu erhalten um diese Gruppe "bei der Stange" zu halten, oder die Gruppe davon zu überzeugen, dass die Angst unbegründet ist? Auch hier gilt der Spruch "never touch a running System".
Wenn Angst funktioniert, dann machen wir mit Angst weiter. Das ging jetzt über die dritte Welle noch gut, bis es durch die Impfungen und die sinkenden Inzidenzen zu einer
veränderten Situation und einem Umdenken in der Wählerschaft kam. Die Gruppe derer, denen man sich bis hier sicher sein konnte, ändert aktuell seine Meinung weil man die Beschränkungen jetzt doch
langsam satt hat. Also ist auch ein Herr Söder in Zugzwang. Die Frage ist also nicht, ob er sein Fähnchen in den Wind hängt, sondern nur wie er es vertreten kann es zu tun. Dafür braucht
es nämliche eine plausible und schlüssige Erklärung, damit der Wähler sagen kann "Stimmt. Da hat der Söder vollkommen recht." Das heisst unter dem Strich, es geht also auch hier nicht um
Inzidenzen, Tote, Intensivstationen oder sonst was, sondern nur darum die Geschichte schlüssig zu erzählen. Nichts anderes machen Drehbuchautoren oder Werbekonzepter. Das Produkt kann total
sinnlos sein, solange die Werbekampagne brilliant ist, passen die Verkaufszahlen. Das sehe ich in meinem Beruf Tag für Tag.
Eine wahre Geschichte ist immer schlüssig weil sie eben wahr ist und in ihrer Stringenz so passiert ist. Weil es in der Politik aber nicht um die Wahrheit geht, sondern nur um die Wahrnehmung die wir für die Wahrheit halten, geht es um die Qualität, des darum herum gestrickten Konzeptes, um für den Wähler eine Stringenz sichtbar zu machen. Weil dies nie so gut und schlüssig sein kann wie die Wahrheit, haben wir so einen Flickenteppich an Maßnahmen der im Gesamten ziemlich verwirrend ist und stellenweise gar keinen Sinn ergibt.
Das ist Politik. Das ist Söder, nicht mehr und nicht weniger. Hätte Söder eine Inhaltstoff-Tabelle aufgedruckt, stünde da "Kann Spuren von Charakter enthalten.."
Kommentar schreiben