Tesla? Nicht mal geschenkt.

Es ist echt erschreckend, wie die ganze Welt einem falschen Messias wie Elon Musk den roten Teppich ausrollt und seine Rolle in der Welt als wegweisend und visionär einstuft, anstatt ihn zu sehen als das was er ist: der Vorzeige-Kapitalist, der Kapitalist 2.0.

 

Sieht man sich nur allein das Projekt Giga-Factory in Brandenburg an, muss man nur leicht an der Oberfläche kratzen um sofort  festzustellen, dass die grüne Farbschicht nicht dick ist und darunter Tiefschwarz zum Vorschein kommt. Kapitalismus in Reinkultur. Man erkennt unmittelbar, dass es hier weder um ein grünes Thema noch noch ein Verbessern unserer Welt geht. Das Verhalten das sich hier offenbart ist genauso unethisch wie es von anderen amerikanischen Konzernen seit Jahrzehnten bekannt ist. Hier wird der deutsche Staat regelrecht erpresst und wird benutzt wie es dem Konzern passt. Um nochmal die Metapher des Messias zu bemühen möchte ich den Augenmerk darauf lenken, dass Jesus quasi obdachlos war und ein Gewand und Latschen anhatte. So ist er durchs Land gelaufen. Elon Musk hingegen ist Milliardär und fliegt im Privatjet durch die Welt. Eine Parallele zwischen beiden sehe ich leider nicht.

 

Die Entscheidung eine Fabrik in Brandenburg zu bauen, hat nichts mir irgendeiner Liebe für Deutschland oder Berlin zu tun. Die platten, fast schon emotionsfreien Phrasen wie "Deutschland rocks" waren so lieblos dahingesagt, dass ich da leider keine echte Begeisterung für unser Land erkennen kann. Da wurde uns auf hippe Art einfach Honig ums Maul geschmiert und in unserer, von Facebook und Instagram banalisierten, Gesellschaft wird dieser Ausspruch als Liebe verstanden. Soweit sind wir schon gekommen, dass wir das nicht mehr als fadenscheinig entlarven können. Aber es hat nichts mit Liebe zu tun, sondern eine Fabrik dieser Größenordnung braucht Wasser – ohne Ende. Und um an dieses Wasser zu kommen ist auch einem Herrn Musk jedes Mittel recht. Denn wie sonst sollte es sich erklären lassen, dass eine Fabrik ausgerechnet in einem Wasserschutzgebiet gebaut werden darf? Bei uns darf im Wasserschutzgebiet nicht mal Efeu geschnitten und entfernt werden. Hier wurde aus politischem Opportunismus und der Chance auf einen riesigen Arbeitsplatzgeber offensichtlich geltendes Recht zurechtgebogen bis man einem falschen Proheten seinen Willen geben konnte. Dazu kommt noch, dass er das was er nicht bekommt, sich einfach nimmt. Ein klares Indiz hierfür ist, dass Tesla den Bau auf eigene Gefahr schon begonnen hatte obwohl bislang nur vorläufige Baugenehmigungen bestehen. Aber was genau soll das bedeuten? Soll das bedeuten, dass zum aktuellen Baufortschritt es noch möglich wäre, das komplette Bauvorhaben zu stoppen und das Großprojekt "Giga-Factory" doch noch komplett zu kippen? Unwahrscheinlich. Die Tatsache, dass diese Region bereits abgeholzt und die Fabrik fast schon fertig gebaut ist, bedeutet, dass hier sicherlich keine Bauruine der Natur zurückgegeben wird. Dieses Projekt wird zu Ende gebracht werden, und das weiß auch Tesla. Und genau so sieht auch die Verhandlungsposition dieses Konzerns aus.

 

Im Interview bei seinem Besuch am Baugrund hat Elon Musk extem uninformiert die Bedenken bzgl. des Wassermangels einer ganzen Region weggeredet. Das Absurde daran war, dass er seine Autos aus Klimaschutzgründen verkaufen will. Diesen Klimawandel hatte er aber quasi angezweifelt, als die Reporter ihn darauf hinwiesen, dass durch den Klimawandel am Standort seit Jahren eine Dürre herrsche mit der die gesamte Region zu kämpfen hat, und sie deswegen den Wasserrbedarf der Gigafactory vermutlich nicht verkraften könne. Mit seiner Antwort darauf "Nur weil das die letzten drei Jahre so war, hiesse das nicht, dass es weiter so sein müsste" konterkariert er nicht nur die gesamte Klimatheorie, dass sich der Erdball auf Dauer unweigerlich erwärmen würde, sondern führt die Notwendigkeit für seine E-Fahrzeuge quasi ad absurdum. Das war fast schon eine trumpsche Argumentation. Aber keiner scheint es zu bemerken. Um seine "Heilsbringer" herzustellen wird sogar die Vernichtung der Umwelt billigend in Kauf genommen, und ich rede hier nicht von den abgeholzten Bäumen. Dies war nämlich absolut ok, denn dieser Wald war ursprünglich als minderwertiges Nutzholz angelegt worden und war tatsächlich aktuell erntereif. Das Schlimme hier war, dass Gesetze bzgl. des Wasserschutzes ausgehebelt wurden, obwohl Bedenken und Anraten des ansässigen Wasserbetreibers bestanden. Als man während der Bauphase, eben just mit den erwähnten vorläufigen Baugenehmigungen feststellte, dass der Boden zu weich ist, musste das Bauvorhaben insofern abgeändert werden, dass Pfeiler in den Boden getrieben werden mussten – und zwar bis ins Grundwasser – was aber laut Grundwasserverordnung nicht zulässig ist. Somit hätte das Projekt nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt werden können. Hier hat man die Gesetze eindeutig zu Gunsten von Tesla ausgesetzt und hat kurzerhand erlaubt über 300 dieser Pfeiler in den Boden zu treiben. Hier hat Bauleiter Evan Goretzky die Interessen des Konzerns knallhart durchgesetzt; wohlgemerkt immernoch auf Basis einer vorläufigen Baugenehmigung. Hätte man diese Situation im Vorfeld besser geprüft, wäre vielleicht klargeworden, dass eine Baugenehmigung hier nie hätte erteilt werden dürfen. Aber anstatt geltendes Recht durchzusetzen biedert sich ein Witschaftsminister Steinbach (SPD) beim Bauleiter mit den Worten an "Evan, you are a Genius". Da weis man doch gleich woher der Wind weht.

 

Einen weiteren Beleg dafür, dass es sich hier um keinen Heilsbringer, sondern um einen knallharten Konzern handelt, lieferte Tesla, als bei einer Sitzung im Landtag der Manager Alexander Riederer von Tesla eingeladen wurde. Dieser hatte in einem Statement zu Beginn der Sitzung die Beantwortung von Fragen durch die Abgeordneten ausgeschlossen. Regelrecht kaltschnäutzig war hierbei, dass er dies nicht einmal selbst vorgetragen hatte. Das hatte ein Mitlglied des Landtages getan. Stattdessen hatte er Forderungen im Landtag vorgetragen und ist dann dann vor einer Befragung durch den Landtag einfach gegangen. Hier gab eindeutig Tesla die Regeln vor und so manchem Abgeordneten im Landtag dürfte in dieser Situation klar geworden sein auf was man sich da eingelassen hatte. Es wurden von Tesla Forderungen gestellt bei denen die Leistungsfähigkeit und der reibungslose Ablauf der Fabrik stets oberste Priorität hatten, und eine Diskussion oder Verhandlung darüber wurde vom Autobauer gar nicht in Betracht gezogen, sondern ausgeschlossen.

 

Man muss hier auch erwähnen, dass Tesla Fördergelder in Milliardenhöhe des Landes Brandenburg kassiert hat um dort für die gesamte Region Arbeitsplätze und Infrastrukturen zu schaffen, welche die Bevölkerung dort in Brot und Arbeit bringen sollten. Leider wurden dann über die Köpfe der Landesregierung Brandenburg hinweg Mitarbeiter in Berlin rekrutiert und der Landkreis damit quasi ignoriert. Das hat auch damit zu tun, dass ein Herr Musk so schlecht informiert ist, dass er (laut seiner eigenen Aussage) den Unterschied zwischen Berlin und Brandenburg nicht verstanden hatte und bei Twitter die Berliner zur Arbeit in der Gigafactory aufgerufen hatte. Vermutlich klingt in den USA "Berlin" auch cooler als "Brandenburg".

 

Dann gab es im Bürgerhaus eine Versammlung an welcher ein Managerkonsortium von Tesla, geführt von Alexander Riederer, teilnahm. TV-Teams waren während der Sitzung gar nicht zugelassen. Als ein Fernsehteam nach der Sitzung Alexander Riederer zur Sitzung befragen wollte, wurden die Jounrnalisten von ihm einfach ignoriert. Er lief unbeirrt und mit selbstsicherem Grinsen zu seinem Wagen. Wer von sich weis, dass sein Gewissen rein ist und man nach Deutschland gekommen ist um Gutes zu tun, der hat so ein Verhalten nicht nötig. So etwas kennt man nur von angeklagten Ganoven die nach der Verhandlung fluchtartig den Gerichtssaal verlassen, oder Betrügern die von Fernsehteams an ihrer Haustüre mit ihren zwielichten Handlungen konfrontiert werden. Man mag unserer Autoindustrie Schlimmstes nachsagen, aber solch ein Verhalten habe ich von einem deutschen Hersteller zu seinen grundlegenden Strategien noch nie gesehen. Wer nun als Gegenbeispiel anführen möchte, dass sich einzelne deutsche Manager im Dieselskandal ähnlich verhalten haben, der kann das gerne tun, sollte sich aber klarmachen, dass deren Machenschaften einfach ungesetzlich waren und er damit hinter meinen Standpunkt ein Ausrufezeichen setzt.

 

Elon Musks Aufruf zur Arbeit in der Gigafactoy "It will be so much fun" wurde laut Recherchen des ZDF-Teams zur Doku über die Gigafactory entlarvt als das was es ist: Augenwischerei. Laut Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern war es "not so much fun" als Entwickler dazu genötigt wurden selbst zu kündigen, weil sie technische Probleme und Sicherheitsmängel beim Model S aufgezeigt haben. Auch kamen Gewerkschaftsvertreter zu Wort die davon berichtet hatten, wie Tesla stets versucht jegliche Art von Gewerkschaftvertretung im Konzern zu verhindern. Auch das zeigt deutlich, dass wir es hier nicht mit Gutmenschen sondern mit knallharten Kapitalisten zu tun haben.

 

Die Wahrheit ist, Tesla ist nur ein gewöhnlicher Konzern. So sehr wir uns in unserem Wahn nach Klimaschutz danach sehnen, dass endlich ein großer Player auf der Bildfläche erscheint und das Klimaproblem löst, so schnell wird bei genauerer Betrachtung klar, dass bei Tesla kein Umweltgedanke involviert ist. Umweltschutz ist lediglich die Konzernstrategie und der USP, nicht die eigentliche Philosophie, geschweige denn der Antrieb. Im Gegenteil: jegliche Form von Umweltschutz wird unwichtig und kurzerhand ausgesetzt, wenn er dem eigentlichen Ziel – Geld zu erwirtschaften – im Wege steht. Damit ist dieser Autokonzern schlimmer als alle deutschen Konzerne zusammen, hier ist lediglich die gewählte Strategie wesentlich perfider aber intelligenter als in Deutschland. Man hat hier einfach von Apple, Google und Co. gelernt, wie man sich im Jahre 2020/2021 werbewirksam positioniert, und das passiert einfach nicht mehr über Status und Wohlstand der Bürger, sondern über Zukunft, Vision und Klimaschutz.

 

Tesla? Nicht mal geschenkt!

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