Wir sind jetzt ein Jahr in der Pandemie und sind nach wie vor im Kampf gegen das Corona-Virus, und verstehen dies lediglich als Geißel. Egal ob wir es als Strafe Gottes oder als Laborunfall betrachten, es wirkt immer wie eine zufällig passierte Naturkatastrophe. Stattdessen ist es die größte Chance, welche die Menscheit gerade zu verpassen scheint. Das klingt nach einer provokanten These, aber so abstrakt ist dieser Gedanke gar nicht.
Blicken wir doch mal auf unsere Welt vor Corona: wir hatten Finanzkrisen durch die unsere Welt in Wellen schwer erschüttert wurde. Wir steuern auf eine Energiekrise zu, wenn unsere fossilen Rohstoffe verbraucht sind. Eine drohende Ernährungskrise wird uns auch vor massive Probleme stellen, wenn wir nicht Lösungen finden wie wir effizient nachhaltige Lebensmittel für alle produzieren können. Wir haben in weiten Teilen des nahen Ostens eine Landflucht die bei uns in Europa im Jahre 2015 in einer Migrationskrise sichtbar wurde. Wir haben Religionen die sich gegenseitig bekämpfen und für einen Großteil der Kriege auf der Erde verantwortlich sind. Dann wartet auch noch eine Klimakrise darauf gelöst zu werden und das alles, während Staaten sich in nationale Denkmuster zurückziehen und allerorts die soziale Schere weiter auseinanderzugehen scheint. Von einer EU die kurz vor der Implosion steht, ganz zu schweigen. Unsere Welt war also vor Corona schon völlig aus den Fugen geraten; wir wollten es bloß nicht wahr haben. Diese massiven Krisen beschäftigen uns seit Jahrzehnten und trotzdem treten wir auf der Stelle und kommen an keiner Front wirklich vorwärts. Die Politik weltweit hangelt sich von Gipfel zu Gipfel, beschließt ein Abkommen nach dem anderen, nur um dann festzustellen, dass der Status Quo auch die Blaupause für unsere vielbeschworene Zukunft ist. Es passiert schlichtweg einfach nichts. Dann kam Corona und die Welt denkt so kurzsichtig, als ob dies nur eine "simple" Seuche wäre. Ich habe mal gelernt "Kein Nachteil, wo nicht auch ein Vorteil ist". Leider stimmt dieser Satz auch aktuell mehr als uns lieb ist.
Aber der Mensch sieht wie immer nur das was er sehen will. Natürlich glauben wir mit unserer "hochentwickelten" Wissenschaft schlauer zu sein als die Natur selbst. Deswegen sehen wir die Pandemie auch nur als Fehler in der Matrix. Aber evolutionstechnisch ist eine Pandemie sicherlich kein Zufall oder unglücklicher Umstand, sondern hat eine Funktion. Das es so sein muss, erschließt sich mir auch schon alleine wenn ich in die restliche Natur blicke und erkenne wie perfekt sie bis ins Detail funktioniert. Warum sollte der Natur dann, bei all der Perfektion, ein solch dummer Fehler passieren? Unwahrscheinlich. Es bleibt eher zu vermuten, dass eine Seuche eventuell auch eine Botschaft ist, die uns die Natur – oder für die Religiösen unter uns, Gott – senden möchte,. Nur das erkennen wir nicht.
Verfechter des Darwinismus sind sich sicher, dass in unserer Natur die natürliche Selektion im Vordergrund steht, weil nur durch sie Evolution möglich ist. Aber selbst wenn ich diese elementare Funktion der Pandemie außer acht lasse, erkenne ich, an den damit verbundenen Auswirkungen, dass sie uns unzählige Einzelaufgaben stellt, die wir in kürzester Zeit lösen müssen. Keiner will aber den Zusammenhang zu unserer Vergangenheit herstellen und erkennen, dass wir mit der Beantwortung unserer pandemiebezogenen Fragen automatisch wieder auf unsere elementarsten Fragen der Menschheit blicken. Sie ist ein Weckruf der erneut den Fokus auf unsere ursprünglichen Probleme lenken will. Die Natur zeigt uns mit der Pandemie lediglich, dass sie die Geduld mit uns verloren hat. Sie hat das Tempo insofern extrem angezogen, dass sie nun jedes weitere Zögern und Zaudern in der Entscheidungsfindung bestraft, in dem sie uns geliebte Menschen nimmt.
In Form der Pandemie sehe ich alle oben bereits aufgezählten Fragen in anderer Formulierung wieder auftauchen. In der Frage, wie solidarisch wir mit Ländern im Nahen Osten Impfstoffe teilen, sehe ich automatisch Fragen beantwortet die uns die Weltreigionen mit ihren Glaubenskriegen unbeantwortet lassen wollen. Denn die Antwort wäre hier: Alle Menschen sind gleich - egal welcher Religion sie auch angehören mögen! Die gemeinsame Impfstrategie in der EU hätte auch Fragen bezüglich der Sinnhaftigkeit der Europäischen Union beantworten können. Aber Länder wie Ungarn, die gegen EU-Beschlüsse aus der gemeinsamen Strategie ausscheren und Impfstoffe ohne EU-Zulassung aus Russland und China zukaufen, verstärken den Nationalismus in Europa noch eher, anstatt ihn abzubauen. Diese Erkenntnis sollte uns eigentlich an den Punkt bringen, wo wir erkennen wie wir mit den "Orbans" dieser Welt zu verfahren haben. Aber auch hier bleiben wir blind. Da das Virus durch unsere Art der Tierhaltung überhaupt erst auf den Menschen übertragen, und damit die Pandemie erst in Gang gesetzt wurde, stellt sich hier die Frage unserer Ernährung der Zukunft und Wertschöpfungsketten, lediglich in anderer Formulierung. Die Art wie wir Tiere züchten, halten, transportieren und schlachten kann so nicht weiter praktiziert werden. Hier bräuchte es neue Ansätze wie wir auch zukünftig noch unser Steak essen können ohne dafür Tiere zu quälen und Seuchen zu verbeiten. Auch das wird offenbar keinem klar. Die Probematik, dass wir aktuell in digitale Räume zurückgedrängt sind, sollte uns die gesamte Digitlaisierung in alle Richtungen neu denken lassen, nicht nur wie, sondern ob überhaupt die Digitalisierung eine erstrebenswerte Entwicklung ist. Wir könnten nämlich aktuell nicht nur erkennen, wie es zu bewerkstelligen wäre, sondern auch ob wir verkraften können was sie mit uns macht. Gleichzeitig gibt es uns Auskunft darüber wie unsere Daten- und Stromnetze diese neuen Technologien bewältigen können. An das Thema Digitalisierung angeknüpft wäre auch die fundamentale Frage ob die durch sie noch stärker stattfindende Globalisierung ein Plus für die Menscheit ist, oder ob sie unsere Welt am Ende sogar unregierbar macht.
Wenn wir Menschen eine, uns gestellte, Frage nicht verstehen, dann lassen wir sie uns neu formulieren bis wir sie endlich verstanden haben und beantworten können. Diese notwendige Neuformulierung hatten wir durch die Corona-Pandemie. Hätten wir das erkannt und alle gestellten Fragen zur Pandemie richtig beantwortet, wären die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt gewesen. Der Weg in die richtige Richtung wäre vorgezeichnet gewesen und wir hätten ihn gestärkt gehen können. Aber da wir das nicht erkennen wird nur geflickschustert, improvisiert und ein Fehler nach dem anderen gemacht. Die Frage die sich mir da stellt ist, ob wir uns mit diesem Verhalten eine bessere Zukunft überhaupt verdient haben?
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