König Margus und die 20%

Es ist zum verrückt werden! Von Mal zu Mal ruft ein Markus Söder nach strengeren Coronaregeln und hofft wieder auf bessere Fallzahlen. Obwohl sich diese nicht einstellen wollen, ruft er immer wieder nach Verschärfungen und mahnt, nein ordert, die Bürger zur Disziplin. Aber er will es nicht kapieren...

 

Was bei seiner ganzen "Strategie" offensichtlich wird, ist, dass er den Bezug zu seiner Bevölkerung verloren hat. Bei jeder weiteren seiner verstörenden Pressekonferenzen redet er über unbescholtene Bürger als wären diese menschenverachtende Egoisten. Aber laut einer seiner weiteren Aussagen halten sich doch 80% der Bürger an die Corona-Vorgaben. Und es ginge lediglich um 20% der Bürger die sich, mehr oder weniger, nicht an die Regeln hielten. Auch wenn dies stimmen mag, wäre er uns das Aufdecken der wahren Hotspots immernoch schuldig geblieben. In meinem Umfeld kenne ich nicht einen einzigen Verweigerer der Maßnahmen. Ich kenne zwar wenige die mit Markus Söder inhaltlich übereinstimmen, aber alle die ich kenne halten sich trotzdem daran. Somit hat es nicht ein einziger von ihnen verdient, in irgendeiner Weise, von seinem eigenen Ministerpräsidenten als unsolidarisch oder gar "terroristisch" bezeichnet zu werden.

 

Wenn er sich nur mal ein kurz von seinem Thron herunter begeben, und mit den Bürgern beschäftigen würde, dann könnte er leicht erkennen, dass sich diese 20% seit Anbeginn nicht von ihrer Position entfernt haben. Keine seiner Maßnahmen hat diese "gallische" Gruppe unserer Gesellschaft bislang zur Vernunft gebracht. Sie haben schon im frühen Sommer keinen Bock gehabt, ihre Kontakte einzuschränken. Sie haben es auch während der Rückreisewelle nicht getan. Im späten Herbst wurden von dieser Bevölkerungsgruppe nachwievor Hochzeiten mit 600 Personen, Kindergeburtstage mit 100 Personen und Parties in Untergrund-Clubs mit 500 Leuten gefeiert – egal was Herr Söder gerade wieder neues beschlossen hat. Warum sich die unbeugsamen 20% partout nicht einfangen lassen, scheint sich unser Landesoberhaupt dabei nicht zu fragen. Seine Maßnahmen treffen im Prinzip immer wieder nur die 80% der Bürger, die sich von Beginn den Einschränkungen gebeugt und eingeschränkt haben; Und sich von Durchgang zu Durchgang weiter einschränken, obwohl nie belegt war, dass das Infektionsgeschehen auf ihr Konto geht. Er erkennt nicht, dass nur weil sich 80% der Bürger brav an die Maßnahmen halten, sie trotzdem extrem leiden. Anscheinend ausgehend von seiner eigenen Situation, welche sich mit Maske und Homeoffice problemlos regeln lässt, urteilt er auch über die  Lebenssituationen der restlichen Bevölkerung. Dann soll er doch auch die Müllfahrer ins Homeoffice schicken, bis sich der Müll vor der Bayerischen Staatskanzlei stapelt, dann sieht er wie weit er in der breiten Masse mit seinem "Homeoffice" kommt. Nur weil ein Herr Söder, den Schülern eine Woche Ferien streicht, heisst das nicht, dass diese, den durch die Maßnahmen verlorenen, Stoff auf wundersame Weise aufgeholt bekommen. Der Bürger kann bald nicht mehr. Und Söder spielt so auf extrem riskante Weise damit, auch diese 80% auf lange Sicht zu verlieren. Aber die wären als Rückhalt leider wichtig um die restlichen 20% mit an Bord zu bekommen.

 

Das lässt für mich nur einen Schluss zu: nicht unsere Maßnahmen aus dem Sommer sind zu lasch gewesen, sondern die Durchsetzung dieses "Geschwätzes" ist zu schwach! Man verzeihe mir die Bezeichnung "Geschwätz", aber so lange die Regierung diese Maßnahmen immer nur mit viel Pathos verkündet und nach Prinzip Hoffnung die Umsetzung erwartet, ist das leider nichts anderes als Schall und Rauch. Es hätte sicher weniger Einschränkungen gebraucht als Söder im Laufe der Pandemie eingeführt hat. Aber deren konsequente Durchsetzung hätte zu einem signifikanten Erfolg führen können.

 

Was Herr Söder leider auch sträflich mißversteht, ist die Tatsache, dass nicht die Verkündung der harten Maßnahmen ihn zu einem souveränen und starken Landesvater macht, sondern die Durchsetzung. Und da ist er selbst bis Dato mangelhaft bis ungenügend. So kann er weiterhin neue Maßnahmen erwirken, und vielleicht auch bundesweit erzwingen, aber damit bekommt er die letzten 20% auch weiterhin nicht auf Linie. Und meine Prognose ist, dass sich seine Beliebtheitswerte auch immer weiter zersetzen werden, da die Schäden die er bisweilen anrichtet, immer exorbitanter werden. Wenn im Frühjahr, nach dem Lockdown die große Insolvenzwelle kommt, wird er sich an seinen Erfolgen messen lassen müssen. Wenn er da nichts beeindruckendes vorweisen kann wird sicherlich wieder das Präventions-Paradoxon bemüht. Man wird versuchen vorzurechnen, was alles passiert wäre, wenn die Maßnahmen nicht verschärft worden wären. Aber man muss jedem Verfechter dieses Paradoxons leider auch immer wieder vor Augen führen, dass auch dies nur eine theoretische Annahme ist. Belegen ließe sich das nur, wenn man die BRD in zwei Zonen aufteilen würde und, Maßnahme vs. keine-Maßnahme, parallel testen würde.

 

Ich möchte auch ganz deutlich sagen, dass die Menschen die bis Dato alles mitgetragen haben, aber mittlerweile ihre Grundrechte zurückhaben möchten, keine Egoisten sind. Grundrechte sind kein Luxusgut. Grundrechte sind nichts auf was wir verzichten können. Es hat einen Grund warum uns die Gründerväter die Grundrechte ins Grundgesetz geschrieben haben. Wenn ein Herr Söder glaubt klüger zu sein als die Väter unserer Verfassung, dann liegt er leider falsch. Wenn er glaubt nur er weis was eine Pandemie ist, dann liegt er leider falsch. Und wenn er denkt, dass er mit einer Strategie, die zwanzig mal versagt hat, beim 21. Mal erfolgreich sein kann und wird, dann liegt er leider wieder falsch.

 

Herr Söder sollte sich gefälligst Konzepte überlegen wie er endlich die 20% Verweigerer einfängt und nicht wie bislang 80% der braven Bürger weiter drangsalieren kann. Genug ist genug!

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