Dass Politiker gerne mal zurückrudern ist nichts neues. Dass sie sich entschudigen ist schon etwas seltener. Teil der Erziehung meiner Tochter ist unter anderem auch, dass man sich für Dinge die man gemacht hat, die nicht ok waren, unbedingt entschuldigen muss. Aber, mit einer Entschuldigung ist es eben nicht immer automatisch erledigt.
Das skandalöse Verhalten von Jens Spahn, den ich ansonsten eigentlich sehr schätze, war für mich das politische Äquivalent zu einem Bombenanschlag. Diese Bombe ging gestern auf dem Parteitag genau zwischen Norbert Röttgen und Friedrich Merz hoch – ohne Vorwarnung. Sein Verhalten war, für so ziemlich jeden der es mitangesehen hatte, in hohem Maße unangebracht. Nicht nur, dass im Nachgang eigentlich keiner Spahn beigesprungen ist, sondern auch die Tatsache, dass die Erklärungsversuche von allen Seiten eher halbgar waren, zeigt deutlich, dass absolut niemand sein Verhalten für korrekt gehalten hat. Auch die Strippenzeiher nicht. Somit war Spahn quasi dazu genötigt sich diesbezüglich zu äußern. Ein unter-den-Tisch-kehren hätte ihn, gerade zu Pandemiezeiten, an Authorität gekostet – noch mehr als der Vorfall an sich das schon hat. Aber da diese Entschuldigung nun quasi gezwungenermaßen zustande kam, fühlt sich das auch nur teilweise aufrichtig an. Wenn ich jetzt noch die Beweggründe für diesen Vorfall dazu addiere, kann ich diese Entschuldigung eigentlich gar nicht mehr ernst nehmen.
Dieses Statement gestern, hatte einen gewissen Zweck, und so wie es sich aktuell darstellt, hat dieses Statement vermutlich seinen Effekt bei den Stimmberechtigten nicht verfehlt. Zumindest, kann man jetzt nicht sagen wie der Wahltag ohne sein Fürsprechen für Armin Laschet verlaufen wäre. Aber wie dem auch sei, im schlimmsten Falle hat er damit zu einem gewissen Teil Armin Laschet mit ins Amt gehoben, und die Delegierten damit manipuliert. Trotz seiner Entschuldigung wird sich am Wahlergebnis nichts ändern. Das heisst, der Effekt seines Fehltritts wird bleiben. Er muss sich also den Schuh anziehen, dass eine Entschuldigung hier zwar notwendig, aber nicht ausreichend war. Leider wird die CDU nach dieser Pflichtübung zur Tagesordnung übergehen, und den Vorfall langsam an die Vergangenheit übergeben. Und diese wird den Rest machen. Spahn wird sich in der Zukunft, bei passenden Gelegenheiten, zwar immer wieder diesen Vorwurf anhören müssen, aber eine echte politische Konsequenz wird es für ihn wohl nicht haben.
Was man aber ganz klar sagen muss: nicht alle Taten können wir mit Entschuldigungen aus der Welt schaffen. Oftmals bleiben die Auswirkungen unserer Taten bestehen. Oftmals für andere schlimmer als für uns. Wir dürfen es uns also nicht zu leicht machen und unser Leben wie Hans-Guck-in-die-Luft leben. Sich im Vorfeld zu sagen, wenn etwas passiert, dann entschuldige ich mich einfach, dann passt das schon, reicht oftmals nicht annähernd aus. Gerade von einem Volksvertreter erwarte ich um ein Vielfaches mehr Unrechtsbewusstsein und Umsicht in Bezug auf das eigene Handeln. Wenn man jemanden totfährt, muss man sich bei den Angehörigen zwar auch entschuldigen, aber das wird den Verstorbenen auch nicht zurückbringen. Es wäre besser gewesen sein Verhalten im Vorfeld auf den Prüfstand zu stellen, um nicht hinterher wie ein kleines Kind vor dem Scherbenhaufen zu stehen und sich gedemütigt zu entschuldigen. Denn, es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Demut und gedemütigt.
Diese beiden Tage waren nicht Ihre Sternstunde, Herr Spahn!
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